Einigkeit, Verdruss und Freiheit
Wo stehen wir im Osten?

ZDF I 2025 I 45 Min.

Kaum ein Ereignis prägte das Land so sehr wie die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Aus zwei deutschen Staaten wurde ein Deutschland. Für die Menschen aus der DDR änderte sich damals alles. Für die Menschen im Westen nur wenig. Wie vereint sind wir nach 35 Jahren?

Der Verdruss im Land, die Unzufriedenheit, scheinen zuzunehmen – vor allem im Osten. Die rechtspopulistische AfD wird bei der Bundestagswahl in allen neuen Bundesländern stärkste Kraft. Nur ein ostdeutsches Phänomen – weil vielleicht 35 Jahre nach der Einheit so etwas wie Ernüchterung eingetreten ist und es immer noch zu viele Ungleichheiten gibt? Oder gar ein Vorbote für das ganze Land?

Der Film geht auf Spurensuche und spürt den Stimmungen im Osten nach – etwa bei einem Kneipenabend in dem kleinen thüringischen Dorf Niederbösa. Dort haben mehr als 60 % die AfD gewählt. Woher kommt die Unzufriedenheit in der idyllischen 130 Seelengemeinde? Oder bei dem bundesweit größten Simsontreffen in Zwickau, das vor allem viele junge Männer anzieht, die vier Tage ihre DDR-Kult-Mopeds und ihre ostdeutsche Identität feiern. Die Doku erzählt auch die Geschichte von Petra Peterhänsel, die in der DDR im VEB Automobilwerk Eisenach ihre Ausbildung bei Wartburg gemacht hat und mittlerweile das BMW-Werk in Leipzig leitet. Sie ist eine der wenigen Ostdeutschen, die es in eine Spitzenposition geschafft hat. Nur eine Ausnahme? Warum sind 35 Jahre nach der Einheit Ostdeutsche in Führung immer noch so unterrepräsentiert? Und was hat es mit dem Osten gemacht, dass die Bevölkerung seit 1990 um 15 % geschrumpft ist und so viele Menschen in den Westen abgewandert sind? Der Sänger von Feine Sahne Fischfilet Jan “Monchi” Gorkow ist im Osten geblieben, für ihn wäre es keine Option in den Westen zu gehen. Die Doku begleitet “Monchi” auf sein “Wasted in Jarmen” Festival mit dem er und seine Band auf das schauen möchten, was verbindet und nicht auf das, was trennt. Das Festival in ihrem Dorf ist für die Punkrocker ein wichtiges Zeichen gegen den zunehmenden Rechtsruck. Für “Monchi” sind politische Unterschiede nicht unbedingt Ost-West Unterschiede, sondern vor allem eine Frage von Stadt und Land. Und dann sind da noch die ehemaligen NVA-Offiziere, die über die Wiedervereinigung – so wie sie gelaufen ist – enttäuscht sind, die sich ihren Lebensweg ganz anders vorgestellt hatten. Längst haben sie das Gefühl nicht mehr alles sagen zu dürfen – vor allem, wenn es um ihren Blick auf Russland geht, der sich von der Mehrheitsmeinung fundamental unterscheidet. Wie prägen unterschiedliche Erfahrungen, Sichtweisen und Identitäten?

Davon erzählen im Film auch prominente Ostdeutsche – wie die Schauspielerin Christiane Paul, die Politlegende Gregor Gysi, der Soziologe Steffen Mau, der Regisseur Christian Schwochow und die Journalistin Valerie Schönian. Zudem heben Daten- und Faktenblöcke die Doku auf eine analytische Ebene und zeigen, wo sich Ost und West nach wie vor unterscheiden.

Der Film “Einigkeit, Verdruss und Freiheit” von Birgit Wärnke erzählt aus ostdeutscher Perspektive die kleinen Geschichten, um die große Frage zu beantworten: Wo stehen wir 35 Jahre nach der Deutschen Einheit?

Ein Film von: Birgit Wärnke
Kamera: Martin Kobold, Felix Korfmann, Markus Schmidt, Nikolai Sevke
Drohne: Martin Kobold
Schnitt: Fabian Teichmann
Ton: Hennig Jäger
Musik: Isola Music
Grafik: Paul`s Boutique, Henning Weskamp
Mitarbeit: Claus Hesseling, Robert Strauss, Lars Hansen
Redaktion: Lisa Wolff, Christian Wilk
Produktionsleitung ZDF: Heike Debuch
Produktionsleitung offen&kundig: David Hohndorf
Produzent.innen: David Hohndorf, Birgit Wärnke
Produktion: offen&kundig für ZDF, 2025